Blümchen Sex

2020 wollte ich mir für Weihnachten eine besondere Freude machen: ein Buch – der obige Titel ist zweideutig und der Untertitel „Die schockierende Wahrheit über das Liebesleben der Pflanzen“ erleichterte die Kaufentscheidung. Der Autor Michael Allaby beschäftigt sich schon sein Leben lang mit Schreiben, allerdings dürfte der Originaltext aus dem Amerikanischen weniger blumenreich gewesen sein und so muss man unbedingt die Übersetzerin, Annika Genning, erwähnen.

Blümchen-Sex

Darin finden sich Dutzende Sex-Praktiken im Pflanzenreich, die wirklich erstaunen. Faszinierend sind die Wege, die manche Pflanzen während ihrer Evolution genommen haben, damit sie nicht in eine Sackgasse geraten, und wenn doch, sie immer noch einen Plan B haben. Bei diesem Kuvert handelt es sich um Bedarfspost aus Japan – ein Brief, mit farbiger Frankierung, der Löwenzahn mit einem Rosenkäfer zeigt und einen Feuerfalter auf einer Kamillen-Art.

Mit dem Rosenkäfer, dem Löwenzahn und dem Plan B wollen wir uns befassen. Rosenkäfer (Cetonia sp.) sind relativ grosse Käfer, die man im Frühjahr auf verschiedenen Blüten antreffen kann, auch auf dem Löwenzahn (Taraxacum agg.). Diese Pflanze hat verschiedene Namen, Pusteblumen ob der gut flugfähigen Samen, Pissenlit wegen der harntreibenden Wirkung; Löwenzahn findet daher auch in der Volksheilkunde Verwendung.Löwenzahn-Honig, Gelée, Kaffeeersatz (Wurzel) sind bekannt. Auch der Milchsaft wird seit dem Zweiten Weltkrieg auf die Möglichkeit eines Kautschuk-Ersatzes geprüft. Löwenzahn-Blüten werden den Korbblütlern zugerechnet, das heisst sie bestehen aus Hunderten von Einzelblüten. Im Allgemeinen werden sie durch Insekten, zB Rosenkäfer, Bienen und Fliegen bestäubt. Allerdings können sich die weiblichen Eizellen auch mehrmals teilen, bis sie einen Samen ergeben. Dieser Vorgang wird Agamospermie, Apomixis durch Samen, genannt, die Nachkommen tragen ausschliesslich die Gene der Mutter. Nach vielen Generationen kann es zu Mutationen kommen, leichten Veränderungen, die irgendwann dazu führen, dass eine „Kleinart“ entsteht. Deshalb vermutet man beim Löwenzahn mehr als zweihundert „Kleinarten“ (Aggregationen) in unseren Breiten.

Weiterführende Literatur: Michael Allaby 2018: Blümchensex, Goldmann.