Hugo Weigold – Vater der Vogelberingung
Im Februar 1941 denkt man in Berlin nicht mehr über das Unternehmen Barbarossa nach, denn die Planungen dazu sind abgeschlossen. Und es hat sich eingebürgert auf Karten und in Briefen mit „Heil Hitler“ zu enden, um dann seine Unterschrift darunter zu setzen – und um nicht aufzufallen.
Die Ganzsache (Hindenburg 6 Pf.) fällt zunächst durch die Zufrankierung auf und die beiden voneinander verschiedenen Stempel vom 20.2. bzw. 21.2.1941 (Donnerstag und Freitag). Es scheint so zu sein, dass die Karte mit einem Maschinen-Werbestempel (Reichsmesse im März 1941 in Leipzig) freigemacht wurde, aber wieder zurück kam (links sind Reste des Rücksendezettels), mit 9 Pf. auffrankiert und ein zweites Mal zum PA Hannover gebracht wurde.
Empfänger der Karte ist der Ornithologe Oberarzt Dr. O. Helms in Charlottenlund, im seit 1940 von den Deutschen besetzten Dä-nemark. Da mir die Portokosten „spanisch“ vorkamen, konsultierte ich Herrn Matthias Hapke von der Forschungsgemeinschaft Nordische Staaten und bekam folgende Antwort (er zitiert Detlef Fürth): DK und D waren während des gesamten WW II postalisch eigenständige Länder mit (auch) eigenen Briefmarken, also im Verhältnis zueinander Ausland.
Somit war auch Auslandsporto zu zahlen, was schon mal die Karte erklärt (zurück zum Absender und nachfrankiert). Eine Besonderheit ist dann allerdings die von Deutschland initiierte Europäische Postunion (Deutsches Reich, Mi.-Nr. 820-825). Für den Versand innerhalb der Postunionsländer galt für Postkarten und einfache Briefe der Inlandstarif. Dies galt ab 01.06.42 nur für Post zwischen DK und D (beide Richtungen), ab 01.04.43 auch für Albanien, Bulgarien, Finnland, Italien,
Kroatien, Niederlande, Norwegen, Rumänien, San Marino, Slowakei und Ungarn. Damit kostete dann eine Karte vom Nordkap nach Sizilien nur Inlandsporto! Am 25.11.45 war dann Schluss mit der Postunion.
Hugo Weigold, Jahrgang 1886, geboren in Dresden, studiert in Jena auch bei Ernst Haeckel Naturwissenschaften und Ökologie. 1909 promoviert er an der Universität Leipzig und wechselt an die Preussische Biologische Anstalt auf Helgoland. 1910 gründet er dort die Vogelwarte Helgoland. 1913 bis 1915 bereist er China und Tibet; der Erste Weltkrieg verhindert seine Rückkehr – er arbeitet als Hilfslehrer in Guangzhou von 1916 bis 1919. Ab 1926 leitet er die Naturkunde-Abteilung des Provinzialmuseums Hannover bis 1934; offensichtlich bleibt er dem Museum verbunden, denn seine Absender-Adresse auf der Karte aus 1941 ist eben dieses Museum. Auf Helgoland beginnt Weigold ab 1909 mit der Beringung der Vögel, dazu werden die Tiere gefangen [vgl. Helgoland-Falle] und mit einem Metall- oder Plastikring versehen. Weigold bedankt sich bei Helms „mit freundlichen Grüssen“ für seine übermittelte Arbeit aus 1940: Skarven, Phalacrocorax c. carbo og Ph. c. sinensis Shaw & Nodd., i Danmark. Dansk Ornitol. Foren. Tidsskr. 34: 158–186. Auf der Rückseite finden wir auch einen schlampig aufgebrachten Zensur-Stempel des OKW.
Weiterführende Literatur: Wikipedia